


Das Auto war auf einem sicheren Parkplatz abgestellt, der Shuttlebus hatte uns zum Terminal des Frankfurter Flughafens gebracht, wir waren auf dem Weg zum Einchecken. In zwei Stunden sollte der Flieger starten, der uns nonstop nach Whitehorse bringen würde.
Aber da war er plötzlich wieder, dieser bohrende, stechende Schmerz an einem Backenzahn. Tage vor der Abreise hatte ich mich nicht zu einem Gang zum Zahnarzt entschließen können, aus Angst vor Komplikationen, die meine Reise hätten verhindern können. Ich ging das Wagnis ein, die weite Reise mit diesem empfindsamen Zahn zu überstehen. Immerhin hatte es daheim ja Zeiten gegeben, in denen der Schmerz pausierte!
Außerdem hatte ich irgendwo gehörte, der niedere Luftdruck in einer Flugzeugkabine nähme Einfluss auf Zahnschmerzen, ich hoffte auf einen positiven. Der lange Flug, circa 12 Stunden, schien diese Hoffnung zu
bestätigen.
Hier hatten wir die erwähnte Bärenbegegnung
Am Flughafen in Whitehorse holte uns eine nette junge Dame ab und brachte uns nach längerer Fahrt zur Fishing-Lodge. Entfernungen und Zeit, so schien es uns, spielen in der Einsamkeit Kanadas keine Rolle.
Die ersten Eindrücke von der Landschaft und das Gespräch mit der Fahrerin, das Englisch-Sprechen wollte erst geübt sein, ließen mich den lästigen Zahn vergessen.
Angekommen in der einsam am Highway gelegenen Dalton Trail Lodge, bezogen wir unser Zimmer, richteten uns ein, bekamen von Thomas, dem Mitinhaber der Lodge, ein genaues Briefing für eine immerhin mögliche Begegnung mit einem Bären, einem Grizly oder einem Schwarzbären.
Zu Fuß, erkundeten wir dann die nähere Umgebung der Lodge, immer auf der Hut vor einem Bären. Aber diese Begegnung sollte erst viel später erfolgen.
Ein köstliches Dinner rundete den Abend ab. Wir gingen zu Bett, nachdem wir den für uns ungewohnt klaren Sternenhimmel betrachtet hatten. Die Vorfreude auf den kommenden Angeltag ließ uns ruhig schlafen.
Am nächsten Morgen schellte beizeiten der Wecker und bald waren wir auf dem Weg zum Frühstück, als ein heftiger, bisher nie gekannter Schmerz, durch meinen Unterkiefer schoß. Da meldete er sich wieder, dieser elende Zahn!
Es schoss mir durch den Kopf - du bist hier am Ende der Welt, meilenweit kein Zahnarzt! Was soll nun werden? Für eine Weile war der Schmerz kaum auszuhalten, aber plötzlich war da nichts mehr. Der Schmerz war verschwunden und meldete sich auch später nicht mehr. Was ich empfand kann man gut und gerne als Glückseligkeit bezeichnen.
Wieder daheim, erklärte mir jemand, im Moment der großen Schmerzen, habe die entzündete Wurzel des Zahnes wohl ihren Geist aufgegeben und sei abgestorben.
Zuvor hatte ich meinem Sohn, der mich auf dieser Reise begleitete, von meinen Zahnproblemen nichts gesagt. Als ich ihm die frohe Botschaft übermittelte, teilte er mir mit, auch er habe unter ähnlichen Zahnschmerzen gelitten, auch sie seien Gott sei Dank vergangen.
Offensichtlich ist Flughöhe doch gut gegen Zahnweh, aber es ist doch ein teurer Spaß als Mittel dagegen jedesmal nach Kanada zu fliegen!
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