Der Autor Stefan Zweig
Der Schriftsteller Stefan Zweig empfiehlt in einer kleinen Schrift *, 1940 im südamerikanischen Exil verfasst, dem Leser, er solle sich einmal eine Stunde Zeit nehmen und darüber nachdenken, welche Person, welcher Anlass, welches Wort oder welche Begegnung das eigene Leben nachhaltig geprägt habe.
Stefan Zweig selbst erzählt dabei von einer Begegnung mit dem Bildhauer Rodin in dessen Atelier nahe Paris.
Dieser Empfehlung bin ich gefolgt. Vom Ergebnis meines Nachdenkens möchte ich berichten.
Als ich noch ein Junge von etwa dreizehn, vierzehn Jahren war, schenkten mir Nachbarn, Mitbewohnern des Hauses, in dem wir damals lebten, ein Buch, ohne dass es dafür einen bestimmten Anlass gab. Das Ehepaar, das mir das Buch schenkte, war kinderlos und begleitetem offensichtlich mein Heranwachsen mit Interesse.
Der Verfasser und der Titel des Buches waren mir unbekannt - Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit -. Das Werk war für mich, den noch unerfahrenen Leser, geschickt ausgewählt. Allein der Titel versprach schon Spannung, dazu noch die verheißungsvollen Überschriften der einzelnen Kapitel!
Etwa - Die Eroberung von Byzanz, Die Entdeckung Eldorados, Die ersten Worte über den Ozean oder Der Kampf um den Südpol -
Die Lektüre sollte nicht die Anstrengung beinhalten, gleich einen ganze Roman zu bewältigen. Abwechslungsreiche Geschichten sollten den jungen Leser fesseln und zum Weiterlesen anspornen.
Wie ich mich erinnere, war das auch so. Am besten gefallen hat mir damals die Miniatur, wie Zweig die Kapitel nannte, - Das Genie einer Nacht - Die Marseillaise, 25. April 1792 -. Darin wird erzählt, wie ein unbedeutender junger Hauptmann für die ausrückende Rheinarmee auf Geheiß des Pariser Bürgermeisters ein Marschlied schreiben sollte.
So entstand also das allbekannte Allons, Enfants de la Partie, Le Four de gloire est arriv´e! Die zukünftige Nationalhymne Frankreichs. Ich war begeistert auch von all den anderen weltverändernden Begebenheiten, die in diesem Buch so spannend erzählt werden.
Das war also mein Eintritt in die Welt der Bücher! Ich wurde zum eifrigen Leser, der ich bis heute bin! Natürlich hat dieses Buch noch immer seinen Platz in meinem Bücherschrank.
* Stefan Zweig - Die Kunst, ohne Sorgen zu leben -
Insel-Bücherei Nr. 1524
Hierin Eine nachhaltige Lektion S.36
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