(Auf)Schreiben hilft


Schreiben befreit. Diese Erfahrung hat schon manch einer gemacht. Es kann geradezu erlösend sein, eine schwierige Lebenssituation in Worte zu fassen, das Erlebte zu strukturieren, zu gliedern, zu ordnen.

So soll es mir auch heute gehen.

Gestern hatte ich mich mit meinem Sohn verabredet, wir wollten einen kleinen Spaziergang durch das Kupfersiefer Tal, gelegen im Bergischen Land, unternehmen. Das enge Bachtal ist naturbelassen, umgestürzte Bäume queren den Bachlauf, abgestorbenes Gehölz bietet allerlei Getier Unterschlupf und Nahrung. Ein schmaler Weg führt entlang des Bachlaufes.

Schon am Morgen schmerzten meine Knie, aber ich wollte das Treffen nicht absagen. Zur Unterstützung nahm ich einen Nordic-Walking-Stock mit. Dennoch bereiteten schon die ersten Schritte arge Schmerzen. Eine Weile quälte ich mich.

Das gewaltige Unwetter hatte vor Wochen  auch den Bachlauf verändert. Meterhoch müssen die Fluten durch das Tal geschossen sein, selbst weit über dem Wanderweg hatte das Wasser seine Spuren hinterlassen. 

An einer Stelle hatten die Fluten den Weg unterspült und teilweise abgebrochen. Übriggeblieben war ein recht schmales begehbares Stück des Weges. Links der steile Abbruch, rechts ansteigendes Gelände! Ich blieb stehen. Mein Sohn hatte die Gefahrenquelle schon überwunden. Etwas sträubte sich in mir, ihm zu folgen. Unsicherheit breitete sich in mir aus, würden die schmerzenden Knie das aushalten? So etwas hatte es bisher in meinem Leben noch nicht gegeben! Noch vor ein paar Jahren hatte ich mit dem Sohn die kanadische Wildnis erlebt, ohne ernstliche Probleme.

Nun wagte ich es nicht, diese kleine Gefahrenquelle zu meister. Würde ich den kleinen Satz sicher schaffen?  Mein Sohn klärte die Situation, indem er zur Umkehr drängte.

Das Geschehnis ging mir den ganzen Tag noch nach. Ich empfand es als für mich selbst beschämend. So weit war es gekommen! 

Mit Mitte 70 muss ich mir eingestehen, dass mein Körper zuweilen streikt, das fällt schwer! Zu lebendig sind die Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten. Aber Situationen, wie die beschriebene, machen es im wahrsten Sinne des Wortes schmerzlich deutlich, dass es jetzt und in Zukunft Grenzen gibt.

 

Wer mehr über die Heilsamkeit des Schreibens erfahren will, dem sei das Buch von Doris Dörrie - Einladung zum Schreiben sehr empfohlen. 

Auch gestern hatte ich eine Kamera dabei. Die entstandenen Fotos kann ich aber nicht zeigen, denn sie wurden analog im Mittelformat gemacht. Der Film ist noch nicht entwickelt. Ich zeige aber Bilder von einem anderen Ausflug in das besagte Tal.

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Kommentare: 4
  • #1

    Michael Mahlke (Montag, 13 September 2021 16:11)

    "Schon am Morgen schmerzten meine Knie" - war bei mir auch so plus Rücken, war wohl das Wetter im Bergischen.

  • #2

    Volker Krause (Montag, 13 September 2021 16:54)

    Da bin ich aber beruhigt, Leidensgenosse! Aber trotzdem habe ich einen Termin beim Orthopäden gemacht. Danke fürs Lesen und Mitleiden!
    Schmerzfreie Tage wünscht Dir Volker

  • #3

    Speysight (Montag, 13 September 2021 18:54)

    Ein sehr schönes Tal!
    Was das andere angeht: So ist das - und ich merke das auch schon ab und an, obwohl ich 10 Jahre jünger bin. Nicht leicht, anzunehmen.

  • #4

    Volker Krause (Montag, 13 September 2021 22:33)

    So ist es, liebe Speysight!

    Danke für Deine Worte! Volker