Eine Studienreise nach Griechenland

Erinnerungen verblassen, besonders dann, wenn sie schon sehr lange zurückliegen. So ergeht es wohl auch Diapositiven. Als ich letzt per Zufall den Karton öffnete, in dem ein Teil meiner Diasammlung schlummert, griff ich nach einem Magazin "Studienreise Griechenland 1964" . Das war die Abschlussfahrt meiner Abitur-Klasse. Interesse war geweckt, Ich griff einzelne Dias heraus, tatsächlich, da konnte man noch recht ordentlich etwas drauf erkennen!

Bei näherem Hinsehen wurde aber klar, dass viele Bilder die jahrzehntelange Lagerung nicht so gut überstanden haben.

Besonders anfällig sind wohl die glasgerahmten Dias. Zwischen Negativ und Gläsern war Feuchtigkeit eingedrungen, manche Bilder weisen auch einen Schimmelpilzbefall auf. Ganz klar, die glaslos gerahmten Bilder haben die Zeit besser überstanden.

Natürlich haben die Farben arg gelitten, sie sind oft stark verblasst, meist fehlen die Zwischentöne, es gibt Farbverfälschungen. Angemerkt sei aber, dass die damalige Kameratechnik noch nicht auf dem heutigen stand war. Auf dieser Reise habe ich mit meiner EXAKTA Varex II fotografiert, es musste also alles von Hand gemacht werden - Scharfstellen, Blende und Zeit. Für die richtige Belichtung sorgte ein Belichtungsmesser der Marke Gossen. Mithin genügen einige Fotos nicht mehr heutigen Ansprüchen. Das zumeist benutzte Objektiv war das recht lichtstarke Jena T 50mm, f 2,8.

Ich hatte die Idee, die Reise von damals anhand der entdeckten Dias nach einmal zu verfolgen und darüber zu berichten. Die  Bildern habe ich nach dem Scannen wenig bearbeitet. Versuche, sie heutigen Standards anzupassen, ergaben unnatürliche Farben. Also habe ich sie so, wie sie sind, belassen. Das verstärkt, wie ich meine, auch ihre Authentizität.

 

Es sind nicht nur die imposanten Tempelbauten und die antiken Scherben, die einem von einer solchen Reise in Erinnerung bleiben, es sind auch die Begegnungen mit Menschen.

Eine solche Erinnerung beinhaltet das Foto unten, aufgenommen auf Korfu. Die Insel gehörte zu einer der letzten Etappen der Reise. An dem Tag, an dem dieses Foto entstanden ist, hatten wir einen Tag zur freien Verfügung. Mit einem Klassenkameraden macht ich einen ausgedehnte Spaziergang über die Insel.

In der Nähe des kleinen Sissi-Schlosses schauten wir uns ein Tempelchen an. Dabei trafen wir auf ein älteres Ehepaar. Schon vom Outfit her unschwer als Engländer zu erkennen. Der Herr in Anzug und Krawatte, seine Gattin aber war Prototyp einer gereiften englischen Lady -  viel Farbe im Gesicht , leicht violett gefärbtes Haar, Blümchenkleid und großer buntgeschmückter Strohhut thronte über allem. Sie kamen auf und zu und die Dame sprachen uns in einem geziert vorkommenden Englisch an: " I said to my husband - Oh Dear, what a nice Pavillion!" Dieser Ausspruch ist mir, in seinem Klang, mein Leben lang in Erinnerung geblieben!

 

Im Bild oben, leider farbverfälscht, die bescheidene Unterkunft der Kaiserin

 

Später möchte ich über weitere Episode dieser Reise berichten.

Aus dezenter Entfernung habe ich damals ein Foto von dem freundlichen Ehepaar gemacht. Einen Tonträger gibt es leider nicht, der den Ausspruch der Lady wiedergeben könnte!

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Kommentare: 1
  • #1

    Norbert Verhoeven (Sonntag, 06 Februar 2022 19:55)

    An Korfu kann ich mich kaum erinnern. Habe möglicherweise noch Fotos. Einen Eindruck hatte ich schon: die Insel kam mir sehr ungriechisch vor. Kein Wunder bei ihrer venezianischen Vergangenheit. Sie war auch nicht türkisch besetzt.