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Eine Wolke

München - Marienplatz


Um ihre alte Mutter nach deren Befinden zu befragen, rief sie meine Frau an einem Nachmittag an. Wir waren für ein paar Tage in München, besuchten eine Messe und bummelten durch die Stadt. 

„Ich mache mir Sorgen,“ meinte meine Frau, „ Mutter redet dummes Zeug!“ „Sie spricht von einer großen Wolke, die uns bedrohen soll. Bei unserer Abreise war sie doch noch ganz klar!“

Zurück im Hotel sprachen die Leute auch von einer Wolke, die großes Unheil anrichten würde. Klar, unser morgiger Rückflug sei mit Sicherheit gestrichen! 

Die Fernsehnachrichten brachten dann Klarheit. Auf Island war der Vulkan Eyjafjallajökull ausgebrochen und hatte eine gewaltige Wolke aus Gasen und Asche ausgestoßen. In großen Teilen Europas sei der Flugverkehr eingestellt. 

Was war zu tun? Irgendwie mussten wir doch am nächsten Tag nach Hause! Fernsehbilder zeigten erhebliches Chaos auf Flughäfen und Bahnhöfen. Vor Fahrkartenschaltern waren riesige Schlangen von Reisewilligen zu sehen.

Die nette Rezeptionistin unseres Hotels schaffte es aber tatsächlich, zwei Fahrkarten für einen ICE am nächsten Tag von München nach Köln zu reservieren.

Wohlbehalten kamen wir dann auch am Nachmittag tags drauf in Köln an.

Soweit Teil eins der Geschichte mit der Wolke.

Eine Woche später sollte es für meinen Sohn und mich zu einer Whisky-Reise nach Schottland gehen. Ob die Wolke uns wohlmöglich einen Strich durch die Rechnung machen würde? Mal war der Himmel in Richtung Britischer Inseln offen, mal war jeglicher Flugverkehr unmöglich. 

Schließlich gab der Veranstalter unter Vorbehalt grünes Licht für die Reise. Aber noch bei Ankunft auf dem Flughafen wussten wir nicht, ob unser Flugzeug tatsächlich abheben könnte.

Schließlich saßen wir doch in der Maschine. Die Auskunft unseres Reiseleiters aber lautete, es sei noch unklar, ob wir in Edinburgh tatsächlich landen könnten. Für alle Fälle habe das Flugzeug aber genug Treibstoff an Bord, um nach Köln/Bonn umkehren zu können. Schöne Aussichten!

Jedenfalls erwischte unsere Maschine ein Wolkenloch und landete sicher auf dem Airport in Edinburgh.

Es schloss sich eine ereignisreiche, interessante Woche an, in der wir einige der bekannten Whisky- Destillerien besuchen konnten. Natürlich genossen wir auch deren Produkte!

Im Anschluss an unser Whiskyerlebnis hatten wir uns in Dunkeld, einem Ort am Fuße der Highlands, eingemietet, um in den umliegenden Lochs und Flüssen auf Forellen und Lachs zu fischen. Wir hatten eine wunderbare Zeit mit einigem Erfolg bei der Fischerei.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes holte uns unser Guide vom Hotel ab, ein letztes Mal wollten wir unser Glück bei der Fischerei versuchen. Er begrüßte uns mit breitem Grinsen:“ Jungs, mit eurem Heimflug morgen wird es nichts werden, der Luftraum ist komplett gesperrt!“ An die Wolke hatten wir nun überhaupt nicht mehr gedacht! Schließlich waren 14 Tage vergangen, da musste doch alles wieder im Lot sein! Nur, der Vulkan hatte noch einmal Feuer gespukt und seinen Ascheregen in die Atmosphäre geschleudert.

Was war zu tun? Mein Sohn musste am übernächsten Tag wieder zur Arbeit. Da blieb nur die Fähre. Wir planten, mit unserem Mietwagen nach Leith, dem Hafen Edinburghs, zu fahren, den Wagen dort abzugeben und die Fähre zu besteigen. Leider, so mussten wir erfahren, legte kein Fährschiff in diesem Monat dort mehr an, die Fährstation von der Insel nach Ijmuiden aufs Festland war nun Newcastle, viele Kilometer südlicher.

Wenn es dann sein muss, fahren wir halt durch die Lowlands nach Newcastle. Ein Anruf beim Vermieter unseres Autos ergab aber, dass es nicht möglich sei, das Auto in Newcastle abzugeben, da die Firma dort nicht vertreten sei. Also mussten wir erst nach Leith, um den Wagen abzugeben und bei einer anderen Firma ein neues Auto zu chartern. 

Gott sei Dank gab es bei der Buchung der Fährpassage keine Probleme!

Am nächsten Tag fuhren wir los. In Leith angekommen, erwartete uns in der Halle der Mietwagenanbieter ein ziemliches Gedränge. Unser Auto war bald abgegeben, nur, wir brauchten ja ein neues! Vor den Schaltern der preiswerten Anbieter standen die Menschen Schlange. Da wir in Newcastle pünktlich die Fähre erreichen mussten, blieb uns aus Zeitgründen nichts Anderes übrig, als einen Anbieter der gehobenen Preisklasse zu wählen. Immerhin gab es dann die Möglichkeit, das Auto gleich im Fährhafen abzugeben.

Wir hatten eine genüssliche Fahrt durch die Lowlands und erreichten pünktlich den Fährhafen und konnten in aller Ruhe einchecken.

In der Nacht vom 17. zum 18. Mai konnten wir dann im rauen Seewind auf meinen Geburtstag anstoßen. Wir hatten eine ruhige Überfahrt und erreichten am nächsten Morgen Ijmuiden, aber am Hauptbahnhof von Amsterdam waren wir noch lange nicht. Es schloss sich ein Gezerre und Gedränge an, um einen Bus nach Amsterdam zu bekommen. Aber auch das schafften wir und verbrachten eine angenehme Wartezeit im wunderschönen Bahnhofsrestaurant.

Der ICE brachte uns dann wohlbehalten zum Hbf Köln, wo uns meine Frau mit dem Auto abholte.

Was eine Wolke doch so alles anrichten kann!

Unser Hotel in Dunkeld

Amsterdam, Bahnhofsrestaurant

Anstoßen auf meinen Geburtstag

Der Zug nach Köln ist da.



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Kommentare: 1
  • #1

    Speysight (Sonntag, 29 Oktober 2023)

    Was für eine Geschichte!
    Ach Schottland... Ich würde so gerne nochmal dorthin.
    Und ich liebe Dunkeld.
    Liebe Grüße